Leni Küskens (Alt):
Susanne: Leni, möchtest du vielleicht die Chorstimme des Monats November sein?
Leni: Ja gerne, aber ich möchte nicht selbst schreiben.
Susanne: Wie schön, dann frage ich dich einfach und du erzählst mir über den Chor und
was du alles mit dem Chor erlebt hast.
Wann bist du denn zum Beispiel in den Chor
eingetreten?
Leni: Das war 1954, damals war ich 15 Jahre und wir fuhren immer zu zweit mit
dem Fahrrad von Gützenrath aus zur Probe.
Manchmal trafen wir unterwegs
drei junge Frauen aus Laar, die auch zur
Probe fuhren.
Susanne: Und wie war das denn mit deinem Mann Christian, der war doch auch im Chor. Leni: Ja, Christian habe
ich im Chor kennen und lieben gelernt. Sein Vater Paul war
auch im Chor. Ebenso sein Freund Schmitz Heinrich. Christian
und Heinrich waren
am gleichen Tag geboren und am ersten Schultag setzte die Lehrerin sie
nebeneinander. Sie wurden Freunde und die Freundschaft hielt ein Leben
lang.
Nach der Probe kehrten wir immer bei Lücker ein. Das Cäcilienfest war früher
immer am Vortag des Buß- und Bettags und fand
abwechselnd bei Lücker, Laumanns, Botz und Neuss
statt. Wir haben ausgiebig gefeiert, dann ging es
zu Fuß nach Hause. Die übrigen drei Gaststätten
Schruff, Avots und Bierwisch gaben kein Essen aus
und wurden bei passenden Gelegenheiten auch mal
besucht.
Da Christian und Heinrich im Juli Geburtstag hatten, wurde zu den runden und halbrunden Geburtstagen auf dem Hof bei uns gefeiert. Im Herbst feierten wir immer das Laubhüttenfest mit Grillen und Lagerfeuer. Beim Sprung über das
das Lagerfeuer hat sich unser damaliger Chorleiter Herr Cuypers einmal
einen Bänderriss zugezogen, der dann erst einmal auskuriert werden musste.
Chorausflüge begannen auch früher schon immer mit einer von uns gesungenen Messe. In einem Jahr wurde eine Wanderung in unserer Gegend unternommen, im folgenden Jahr fuhren wir dann mit dem
Bus. Die erste Fahrt ins Ausland führte uns nach Hertogenbosch, der Heimat von Wilma Lipkowski. Dort sangen wir die Messe von Dvořák. Der Priester sagte dann, dass wir nach dem langen
und ausgiebigem Gloria das Credo ausfallen lassen sollten.
Susanne: Was war denn für dich die schönste Aufführung in den vielen Jahren, die du
schon im Chor bist?
Leni: Wir haben ja viele schöne Lieder und Messen einstudiert und aufgeführt.
Dazu gehörten auch die schönsten Opernchöre von Verdi. Oder die Rosen aus dem Süden von Mozart. Ich persönlich denke besonders gerne an die Aufführung „Die Glocke“ von Schiller
zusammen mit dem Wildenrather Chor zurück. Wir sangen einmal in der ausverkauften Schwalmtalhalle und einmal in Wildenrath. Unser Chorleiter Herr Cuypers und der Oberkrüchtener Chorleiter, Herr
Davids, waren Freunde und so kam es, dass der Chor aus Oberkrüchten 1976 zur Weihe der vier neuen Glocken eingeladen wurde, mit uns das Lied der Glocke noch einmal aufzuführen. Nur ein Teil der
Oberkrüchtener kam damals dieser Einladung nach.
Wenn wir eine Beerdigung gesungen haben, war es üblich, dass wir anschließend noch auf 1 bis 2 Gläser Bier zusammen blieben, die dann oft von
demjenigen bezahlt wurden, der uns zur Beerdigung gebeten hatte. Wenn nicht, haben wir sie selbst bezahlt – auf jeden Fall blieben wir nach einer
Beerdigung immer noch ein bisschen zusammen und erzählten.
Susanne: Ich selbst bin ja noch nicht so lange im Chor, darum muss ich dich das fragen-
warst du die ganzen Jahre ohne Unterbrechung
dabei?
Leni: Nein, ich war gerade verheiratet und mit dem ersten Kind schwanger, da
bekam mein Schwiegervater einen Schlaganfall und war anschließend gelähmt. Ich habe ihn dann 7 Jahre gepflegt und habe mit dem Chor ausgesetzt. Als dann „die Glocke“ zur Glockenweihe einstudiert wurde, bin ich wieder zu den Proben gegangen, obwohl meine Schwiegermutter und auch meine Mutter der Meinung waren, ich müsste zu Hause bleiben. Doch Christian hat mich damals ermutigt, wieder in den Chor zu kommen und seitdem bin ich dabei.
Die Proben und auch das Feiern waren uns sehr wichtig und immer fest
eingeplant. Unsere Freundschaften waren größtenteils im Chor. Das Singen, die Freundschaften und Geselligkeiten haben uns viel gegeben und unser
Leben bereichert.
Susanne: Dankeschön liebe Leni für deine Chorstimme des Monats.