Lobsingen ohne Ende - Fasten von Orgelmusik

(Bild: Lea Wuttke)

Von unserem Chorleiter FLoris Van Gils

Hier geht es zum Originaltext auf seiner Homepage:

https://www.florisvangils.nl/post/lobsingen-ohne-ende-fasten-von-orgelmusik

 

"In dieser neuen Rubrik, die mit einiger Regelmäßigkeit erscheinen wird, erzählt Kirchenmusiker Floris über Musik im Rahmen der Liturgie. Die Liturgie und die Kirchenmusik sind eine große Quelle unseren Glauben. Auch kulturell sind sie sehr wertvoll. In dieser Rubrik liegt der Schwerpunkt bei der Liturgie und Kirchenmusik in unseren Pfarren der GdG Brüggen-Niederkrüchten. Dieses Mal erzählt Floris über die Orgelmusik in der Fastenzeit, oder über das Fasten der Orgelmusik.

 

Die Orgel in der Liturgie

Obwohl viele Leute sich eine Kirche ohne Orgel kaum vorstellen können, war lange Zeit eine Orgel in der Kirche kein fester Brauch.

Instrumentalmusik wurde jahrhundertelang weniger wertgeschätzt als Vokalmusik. Der Gedanke war, dass die menschliche Stimme von Gott selbst geschaffen worden ist und ein Instrument höchstens eine gute Imitation dieser von Gott geschaffenen Stimme sei. Dieser Gedanke wird zum Beispiel sichtbar in mittelalterlichen Bildern der Hölle. Es gibt da viele Instrumente in schrecklichen Formen. Siehe zum Beispiel die Darstellungen von Hieronymus Bosch.

 

Die Musik der Liturgie war vor langer Zeit die Gregorianik. Diese Musik ist im Grunde auch ohne Orgelbegleitung gedacht worden. Am Anfang dieses Musikstils existierte die Orgel auch noch nicht. Schon früh seit dem Entstehen der Orgel ist dieses Instrument in Kirchen erwähnt worden. Auch anderen Instrumente spielen schon seit langem eine Rolle in der Liturgie.

 

Noch immer ist die Orgel nicht immer und überall Teil der katholischen Liturgiefeiern. Wenn man nur Gregorianik ohne Orgelbegleitung singt, braucht man das Instrument nicht. Das ist zum Beispiel der Fall in der Benediktinerabtei in Vaals (NL) wo ich einige Male zu Gast war. In der Abteikirche gibt es keine Orgel, weil die Mönche auch ohne auskommen. Eine Orgel ist in der Liturgie nicht notwendig, obwohl sie sehr hilfreich sein kann. Sie kann den Gemeindegesang gut unterstützen und leiten und extra Freude zu Feierlichkeiten verbreiten.

 

Die Orgel in der Fastenzeit

Die Fastenzeit ist keine Zeit der Freude, es ist eine Zeit der Einkehr und Buße. Eine Zeit von Innehalten, von Fasten und Beten. Es ist eine Zeit der Vorbereitung auf Ostern, dem Fest der großen Freude, dem Höhepunkt des Kirchenjahres. So gibt es für alles eine Zeit. Nach den 40 Fastentagen folgen 50 Freudetagen. In den 50 Tagen der Osterzeit gibt es unendliche Freude. In den 40 Fastentagen ist der Freude im Hintergrund. Wenn man 40 Tagen innehält, kann man an Ostern die Freude mit neuer Kraft und Begeisterung erfahren.

 

In einigen Pfarren unserer GdG war es schon Brauch, dass die Orgel zurückhaltender geklungen hat während der Fastenzeit, in der diesjährigen Fastenzeit wird das in all unseren Pfarren so sein. Es sieht so aus, dass die Orgel vor allem benutzt wird als Begleitinstrument des Gesangs, sie wird im Großen und Ganzen leiser erklingen und nach dem Gottesdienst schweigen. Nach dem Gloria von Gründonnerstag bis zum Gloria der Osternacht schweigt die Orgel vollständig (dann fliegen die Glocken und Orgel nach Rom, wie hier gesagt wird.) 

 

Bei dem Fasten der Orgelmusik gibt es eine Ausnahme, nämlich den vierten Fastensonntag, der auch Laetare genannt wird. Laetare ist ein freudiger Sonntag in der Fastenzeit, genauso wie der dritte Adventsonntag (Gaudete) ein freudiger Sonntag in der Adventszeit ist. Wir brauchen in einer Fastenzeit auch Entspannung, man kann nicht zu lange Innehalten. Etwas von der Osterfreude wird am vierten Fastensonntag schon spürbar, daher erklingt die Orgel dann auch festlich.

 

In der Fastenzeit werden auch einige Heiligentage gefeiert, aber nur an den Wochentagen und nicht an den Sonntagen, weil die Liturgie der Fastensonntage wichtiger ist als die der Heiligentage. Aber an den Festen, welche an Wochentagen gefeiert werden, erklingt die Orgel natürlich auch feierlich und kräftig, es geht ja um Feste.

 

Ich hoffe, dass dieser Brauch der Orgel hilft, eine neue Erfahrung der Fastenzeit zu machen, und dass nach den 40 Tagen der Fastenzeit die 50 Tagen der Osterzeit voller festlicher Musik mit noch größerer Kraft erlebt werden können. Ich wünsche euch allen eine wertvolle Fastenzeit,

 

Floris van Gils "

 

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